Geschichten die das Leben Geflüchteter schrieb

Von Geflüchteten wird in der veröffentlichen Meinung erwartet, dass sie sich gut und schnell integrieren, oder dass sie gehen. Wir möchten in dieser neuen Rubrik „Geschichten die das Leben schrieb“ Interessierten an konkreten Beispielen erzählen, welche Hindernisse, aber auch welche Erfolge es im Leben Geflüchteter gibt, die mitten unter uns in LU leben.


Drohende Abschiebung nach Afghanistan- Wie alles begann.

Ein Jugendlicher wird in Afghanistan von den Taliban bedroht und am Bein verletzt. Er flieht auf Anraten seines Vaters über verschieden Länder: Iran, Türkei, Bulgarien (Zurückweisung in die Türkei), Ungarn, Österreich. Er fährt im Frühjahr 2016 in Deutschland zu seinem Onkel in Norddeutschland. Dieser meldet ihn an für den Asylantrag. Der Junge kommt zunächst in die Gruppe für unbegleitete Jugendliche. Dort wird festgestellt, dass er schon 18 Jahre alt wäre und wird verlegt nach Trier, er darf nicht in der Nähe seines Onkels bleiben.

Die Anhörung erfolgt beim BAMF ein Jahr später, die ablehnende Entscheidung erfolgt 10 Monate danach. Er erhebt mit einem Rechtsanwalt Klage, die Klage wird vom Verwaltungsgericht abgelehnt. Eine weitere Klage wird ebenfalls abgelehnt. Seit 2017 lebt er auf sich selbst gestellt in der Flüchtlingsunterkunft für Männer in Ludwigshafen. Dort findet er „Freunde“. Es gibt Alkohol, Schlägerei, Körperverletzung. Er wir zu Gefängnisstrafe verurteilt, die er auch aussitzt. Wegen: Besitz Betäubungsmittel, versuchter Betrug, Raub und Körperverletzung (im Kreis seiner Bekannten), versuchter schwerer Raub mit Körperverletzung.

Bewährungsauflage ist, er soll sich regelmäßig melden, was er tat, und er solle keinen Alkohol trinken, woran er sich nicht halten konnte. Er kam als unstabiler sehr junger Mann, der schon viel durchgemacht hatte. Hier in Deutschland fand er eine Situation vor, die ihn in keiner Weise darin unterstützte, sich zu stabilisieren. Im Gegenteil.


Fünf Monate ohne Schule

Anfang Oktober 2024 konnte eine Familie endlich im Rahmen der Familienzusammenführung zu dem in Ludwigshafen lebenden Vater ziehen. Es war sehr knapp, das Visum war kurz vor dem Ablaufdatum, es gab Schwierigkeiten, den Flug für die Mutter und sechs Kinder zu bezahlen.

Hier angekommen, sind zwei der kleineren Kinder bald in die zuständige Grundschule eingeschult worden, für das Jüngste gibt es erwartungsgemäß noch keinen Kita-Platz. Aber die drei größeren Kinder, 12,13 und 14 Jahre alt, mussten fünf Monate warten, bis eine Realschule plus für sie gefunden wurde. Sie wurden von einer Flüchtlingshelferin bei der „zentralen Anlaufstelle für Schüler ohne oder mit geringen Deutschkenntnissen (ZAS)“ an der Adolf-Diesterweg-Schule angemeldet. Es tat sich aber Nichts. Eine Nachfrage bei der Schulaufsicht ADD in Neustadt ergab, dass die ZAS zuständig wäre. Mehrer Mails an die ZAS bleiben unbeantwortet.

Im Januar gab es einen Kurs für Kinder ohne Deutschkenntnisse an der Erziehungsberatungsstelle der Stadt, für 4 Wochen zu täglich 3-4 Stunden! Offensichtlich waren diese drei nicht die einzigen Kinder ohne Schule. Eine Verlängerung des Kurses gab es nicht. Erst als die Helferin sich an die „Rheinpfalz“ wandte und die Redakteurin begann bei der Stadtverwaltung zu recherchieren, kam ein Mail an die Helferin, die drei Kinder könnten in der nächsten Woche in der Realschule plus im südlichen Stadtteil anfangen. Da war es Mitte März 2025. Die Kinder sind jetzt gerne dort. Die Kinder und die Eltern müssen den Eindruck haben, dass es der deutschen Gesellschaft überhaupt nicht wichtig ist, dass die Kinder etwas lernen. Kein guter Start, keine Förderung der Motivation.


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